Kunstmuseum Solingen
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Mary Bauermeister - Pli Score Pli - Christian Jendreiko
12.02.2017 - 26.03.2017
Ausstellung
Beschreibung
Die Solinger Ausstellung Pli Score Pli stellt unbekannte Aspekte des Frühwerks Mary Bauermeisters in den Fokus. Meist wird lediglich die außergewöhnliche Materialvielfalt und bildnerische Experimentierfreude der Künstlerin thematisiert. Graphit, Farben, Worte treffen auf Steine, Treibholz, sizilianische Bettlackenoder gläserne Linsen. Doch liegt der sinnlichen Erscheinung dieser Werke ein systematischer Entstehungsprozess zugrunde. Der intellektuelle Ursprung ihrer Bildideen und die Affinität zu zeitgenössischer Musik mögen vielleicht nicht sofort erkennbar sein –
bei näherer Betrachtung sind sie aber unverkennbar.
Die strukturellen Bildfindungen stehen unter dem Einfluss von zeitgenössischer Musik, seriellen Kompositionen, Happening, Fluxus und Postmodern Dance. Mathematisches Kalkül und rationale Prinzipien sind Grundlage der malerischen Kompositionen, die wie
„Scores“ (englisch für Musikpartituren) angelegt sind.
Die avantgardistischen Notationen von den progressiven
Komponisten der frühen 1960er-Jahre bezogen grafische sowie schriftliche Elemente ein, weswegen Künstlerinnen wie Mary Bauermeister durch ihr bildnerisches auch das musikalische Denken der Zeit veränderten.
Neben den kompositorischen Überlegungen weist das Frühwerk Bauermeisters aber vor allem ein räumliches Gestaltungsprinzip auf. Durch das Falten von Papieren erschloss sie neue Raumdimensionen, erzeugte Spiegelungen und ließ Bilder über den Rahmen auf die weißen Ausstellungswände hinauswandern. „All things are involved in all other things“ ist einer ihrer Leitgedanken, der auch ihr spirituelles Verhältnis von innen und außen, Natur und Kultur, den Einfaltungen der kleinsten Details ins Makrokosmische umfasst. Die Ausstellung schlägt somit den Bogen vom musikalischen zum philosophischen Bezug ihres komplexen Werkdenkens und lädt die Besucher ein, das bekannt-unbekannte OEuvre der Künstlerin endlich mit eigenen Augen und Ohren zu entdecken.
Christian Jendreiko. Werke 2003-2017
Das Werk Mary Bauermeisters wird in einen Dialog mit Arbeiten des Künstlers Christian Jendreiko gestellt. Damit konfrontiert man Mary Bauermeisters Frühwerk mit einer zeitgenössischen künstlerischen
Position. Auch Jendreiko ist im Ausland bekannter als in Deutschland, auch seine Kunst verwendet serielle Prinzipien und ist intermedial.
Einsatzpunkte für Jendreiko sind sprachlich abgefasste Partituren, Aktionstexte genannt, die das Spiel der an Musikinstrumenten agierenden Akteure hinsichtlich Bewegung, Stimmung und Selbstreflektion bestimmen.
In diesen sogenannten Bewegungssituationen entfalten sich Klänge nicht im Zuge der konventionellen Organisation auf ein Endprodukt Musik oder Musikstück hin, sondern als Begleiterscheinung einer durch den Künstler initiierten Gestik am Instrument: „Jeder Laut
im Raum ist die Folge einer körperlichen Bewegung.“ Die Gesten der vor Publikum spielenden Akteure sind individuell, interagierend und ortsbezogen. Die verwendeten Instrumente und Apparaturen sind Teil der Aktionssituationen und übernehmen in deren Verlauf
die Rolle von Installationsobjekten, die auch dann eine zentrale Rolle im Raum spielen, wenn die Akteure noch nicht, oder nicht mehr anwesend sind.