Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
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Zuhause ist ein fernes Land. Fotografien von Gundula Schulze Eldowy
18.11.2016 - 02.04.2017
Ausstellung
Beschreibung
Innenansichten vom Leben in der DDR, Skurriles und Befremdliches, Leben und Sterben – Gundula Schulze Eldowy zeigt in ihren Fotografien den ungeschönten Alltag in der SED-Diktatur. Die 1954 in Erfurt geborene Künstlerin, die von 1979 bis 1984 in Leipzig Fotografie studierte, wendet sich fernab der staatlich verordneten Propaganda dem wirklichen Leben zu. Sie fotografiert Menschen aus ihrer Nachbarschaft in Ost-Berlin, dokumentiert staatliche Zwänge und private Rückzugsversuche, porträtiert Arbeiter in der DDR.Gundula Schulze Eldowy gibt in Fotografien und Texten den Menschen, die in der SED-Propaganda nicht vorkommen, ein würdiges Gesicht und eine eindringliche Stimme. Sie fotografiert Wohn- und Arbeitsstätten, zeigt Zwischenmenschliches und Eigensinniges. Sie stellt eine Gesellschaft der 1980er Jahre vor, die zwischen wirtschaftlicher Misere und individuellem Aufbegehren zu überleben versucht. Rückblickend stehen die verschiedenen Fotozyklen symbolisch für den allmählichen Niedergang der DDR.
„Berlin in einer Hundenacht“
In dieser schwarz-weiß gehaltenen Fotoserie, die zwischen 1977 und 1989 entsteht, treffen einfühlsames Interesse an den Menschen und kunstvolle fotografische Perspektiven aufeinander. Die Künstlerin lebt damals in Ost-Berlin und fotografiert die Nachbarn in ihrem „Kiez“. In Prenzlauer Berg oder im Scheunenviertel findet sie das „wahre Leben“ jenseits propagandistischer Schönfärberei.
„Der große und der kleine Schritt“
Anfang der 1980er Jahre beginnt Gundula Schulze Eldowy auch in Farbe zu fotografieren. Ihre Arbeiten zeigen ein Land zwischen Erstarrung und Aufbruch, Menschen in Gefühlsausbrüchen und an privaten, teils intimen Rückzugsorten. Die Bilder sind Gleichnisse des Übergangs, der Auflösung, des Verfalls, der Zerstörung, aber auch des Lebenshungers und des Neuanfangs.
„Arbeit“
Zwischen 1985 und 1988 dokumentiert die Fotografin die Arbeitssituation in den veralteten Fabriken der DDR. Jenseits der offiziellen Bildsprache porträtiert sie Menschen bei schwerer Arbeit, umgeben von Schmutz und Lärm, die trotz allem ihre Würde bewahren.
Gundula Schulze Eldowys Fotografien finden schon sehr bald im westlichen Ausland Beachtung und Anerkennung. Das Ministerium für Staatssicherheit verdächtigt sie, für westliche Geheimdienste zu spionieren. Sie wird beobachtet und schikaniert, schließlich droht ihr sogar die Verhaftung. Die Künstlerin arbeitet dennoch weiter und versteckt ihre Negative auf dem Dachboden. Als sich 1989 die Montagsdemonstrationen formieren, ist sie mit ihrer Kamera erneut mittendrin. Nach dem Mauerfall kommt der internationale Erfolg mit Ausstellungen, Preisen und der Aufnahme in private und museale Sammlungen.